Diagnose & Behandlung von Bluthochdruck
Zu den wichtigsten Punkten springen:
Bluthochdruck verläuft in vielen Fällen zunächst vollkommen symptomlos, was dessen Diagnose deutlich erschwert. Da Hypertonie aber gut die Hälfte der Bevölkerung betrifft und die Folgeerkrankungen zu den häufigsten Todesursachen in den westlichen Ländern gehören, sollte die Diagnose bereits präventiv durchgeführt werden. Eine entsprechende Behandlung ist immer notwendig. Ziel der Therapie ist es, das Risiko für die Folgeerkrankungen an den Gefäßen möglichst gering zu halten.
Bluthochdruck – Diagnose
Blutdruckmessung zur Diagnosestellung
Das Diagnostizieren von Bluthochdruck erfolgt kurz und schmerzlos durch eine Blutdruckmessung am Oberarm. Allerdings wird Ihr Arzt nach dem einmaligen Messen erhöhter Blutdruckwerte nicht sofort Therapiemaßnahmen einleiten, sondern Sie entweder zu einem zweiten Messtermin an einem anderen Tag bestellen oder die Blutdruckmessung in Form einer 24-Stunden-Messung durchführen.
Langzeit-Blutdruckmessung für sichere Diagnose
Bei dieser wird häufig auch von einer Langzeit-Blutdruckmessung gesprochen und es handelt sich um die sicherste Form einer Diagnosestellung für eine Hypertonie. Dabei wird ein spezielles Blutdruckmessgerät am Oberarm befestigt, welches zwar vom Prinzip her wie ein gewöhnliches Messgerät funktioniert, die Messung aber in regelmäßigen Abständen selbstständig durchführt und die dabei gemessenen Werte dann speichert. Tagsüber werden die Blutdruckwerte in der Regel alle 15 Minuten gemessen und in der Nacht jede halbe Stunde.
Wichtiges protokollieren
Für die Form der Blutdruckmessung ist es notwendig, dass Sie während der Durchführung ein Protokoll über Ihre Aktivitäten aufschreiben. Dieses ist ein wichtiges Hilfsmittel für Ihren Arzt, um Änderungen im Blutdruck auf spezielle Situationen zurückführen zu können und verschafft einen genauen Hinweis auf Ihren Blutdruck. Zudem verhindert es den so genannten Weißkittel-Effekt. Hierbei handelt es sich um das Phänomen, dass viele Patienten während des Arztbesuches durch den psychischen Stress einen kurzfristig erhöhten Blutdruck bekommen.
Vermehrt Werte über 140/90 mmHg = Diagnose Bluthochdruck
Erst, wenn bei einer Art der Blutdruckmessung vermehrt Werte von über 140/90 mmHg gemessen werden, wird die Diagnose Bluthochdruck gestellt. Wurde die Diagnose gesichert, wird Ihr Arzt in der Regel weitere Untersuchungen anleiten, welche einerseits zum Erkennen einer bestehenden Grunderkrankung als Ursache für den Bluthochdruck sowie auch zum Feststellen von eventuellen Folgeschäden dienen.
Therapie ohne Medikamente – Anpassung des Lebensstils
Die Anpassung vom Lebensstil wird beim Hypertoniker als Basistherapie angesehen, welche in der Regel bei einem nur leicht erhöhten Blutdruck vorerst als einzige Therapiemaßnahme angewendet wird. Die Anpassung des Lebensstils sieht dabei keine speziellen Empfehlungen für einen Hypertoniker vor, sondern entspricht im Grunde einer gesunden Lebensführung.
Alkohol und Nikotin meiden
In erster Linie gilt es, den Konsum von Nikotin und Alkohol weitestgehend zu vermeiden. Während Nikotin überhaupt nicht aufgenommen werden sollte, ist ein moderater Alkoholgenuss noch möglich, jedoch in Maßen. Die Faustregel besagt, dass pro Tag maximal ein Glas eines alkoholischen Getränks getrunken werden kann – die Glasgröße sollte der üblichen Glasgröße entsprechen.
Gesunde Mischkost
Weiterhin sieht die Anpassung des Lebensstils eine gesunde Ernährung in Form einer Mischkost vor. Pflanzliche Lebensmittel sollten den Hauptteil des täglichen Speiseplans ausmachen, tierische Produkte diese ergänzen und Fett sowie Süßigkeiten nur selten sowie in sehr geringen Mengen gegessen werden.
Weitere Informationen zur Ernährung finden Sie unter dem Menüpunkt ‚Ernährung bei Bluthochdruck‘.
Sport und Bewegung sind wichtig
Das Bewegungsverhalten sollte vor allem im Alltag erhöht werden und nach Möglichkeit sollten Sie an 3 Tagen in der Woche eine zusätzliche Sportart ausführen.
Medikamentöse Therapie bei Bluthochdruck
Der Einsatz von Medikamenten zur Therapie bei Bluthochdruck wird erst dann in Erwägung gezogen, wenn der Bluthochdruck mindestens dem zweiten Grad entspricht oder wenn eine leichte Hypertonie nach einer mehrwöchigen Durchführung der Basistherapie keine blutdrucksenkenden Effekt mit sich gebracht hat.
Verschiedene Wirkstoffe zur Behandlung
Zur Behandlung von Bluthochdruck kommen in der Regel fünf verschiedene Wirkstoffgruppen in Frage, welche alle einen unterschiedlichen Ansatz aufweisen. Dadurch kann jeder Arzt die Therapie individuell auf die Bedürfnisse und Begleiterkrankungen des Patienten abstimmen. Zu Beginn wird immer auf eine Monotherapie zurückgegriffen, also die Einnahme von nur einer einzigen Wirkstoffart. Wenn diese keine nennenswerten Erfolge bringt, wird die medikamentöse Therapie mit einer Wirkstoffkombination durchgeführt.
ACE-Hemmer oder AT-Antagonisten
In den meisten Fällen werden zuerst ACE-Hemmer oder auch AT-Antagonisten als Wirkstoffe eingesetzt. Die ACE-Hemmer vermindern die Neubildung vom Hormon Angiotensin II, welches eine blutdrucksteigernde Wirkung besitzt. Die AT-Antagonisten setzen ebenfalls beim Angiotensin II an, allerdings ist ihr Prinzip die Verhinderung der Wirkung des Hormons.
Betablocker
Die Betablocker wirken direkt am Herzen, wo dessen Auswurfleistung und damit auch der Blutdruck gesenkt werden.
Diuretika
Diuretika werden umgangssprachlich auch als Entwässerungsmittel bezeichnet und sorgen für eine vermehrte Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren. Eine Erniedrigung des Blutdrucks wird dann durch die Abnahme des Blutvolumens erreicht.
Kalziumantagonisten
Kalzium führt zu einer Verengung der Blutgefäße, was einen Blutdruckanstieg bewirkt – die Kalziumantagonisten sind die Gegenspieler dieser Kalziumwirkung und sorgen dementsprechend für eine Erweiterung der Gefäße und damit zur Blutdrucksenkung.
Medikamente können starke Nebenwirkungen haben
Wie bereits an der Wirkungsweise erahnt werden kann, greifen alle Medikamente erheblich in den normalen Körperhaushalt ein und bürgen auch immer das Risiko von starken Nebenwirkungen. Daher sollte die medikamentöse Therapie in Ihrem Nutzen immer genau abgewogen werden und nur dann eingesetzt werden, wenn die Basistherapie keinen ausreichenden Erfolg bringen kann.
Renale Denervation
Schwer einstellbaren Bluthochdruck erfolgreich senken
Bei der renalen Denervation handelt es sich um relativ neues Therapieverfahren beim Bluthochdruck, welches bisher nur bei einem schwer einstellbaren Bluthochdruck in Betracht gezogen wird. Bei dieser Behandlung handelt es sich um einen einmaligen Kathetereingriff, bei welchem spezielle Nervenfasern in der Niere durchtrennt werden. Durchtrennt werden die so genannten sympathischen Nervenfasern, welche eine Rolle bei der Erhöhung des Blutdrucks spielen.
Erfolgreich laut bisheriger Studien
Die renale Denervation zeigt sich in den bisherigen Studien sehr erfolgreich, so konnte im Durchschnitt bei den Behandelten eine Blutdrucksenkung von 27 mmHg erreicht werden. Da es sich um eine recht neue Therapie handelt, liegen noch keine Langzeitstudien über den bleibenden Effekt der Blutdrucksenkung vor. Die bisherigen Ergebnisse weisen allerdings auf, dass die hierdurch erreichte Blutdrucksenkung für mindestens zwölf Monate erhalten bleibt.
Barorezeptor-Stimulation
Stimulation der Barorezeptoren durch Elektrodenimpulse
Bei dieser Therapieform handelt es sich um ein im Prinzip altes Konzept, welches in den letzten Jahren durch bessere Technologien erst umsetzbar gemacht wurde. Die Barorezeptor-Stimulation stellt eine Alternative zur renalen Denervation dar und zeigt einen ähnlich hohen blutdrucksenkenden Effekt. Hierbei werden die in der inneren Kopfschlagader befindlichen Barorezeptoren durch Elektrodenimpulse stimuliert. Da die Barorezeptoren zur Registrierung des Blutdrucks dienen, wird durch die Stimulation eine Aktivierung des Parasympathikus erreicht, welcher dann einen niedrigeren Blutdruck bewirkt.
Für Betroffene mit gefährlichem Blutdruckwerten ohne bisherigen Therapieerfolg
Der blutdrucksenkende Effekt erfolgt allerdings nur während der direkten Stimulation, weshalb diese Therapieform eine Implantation von Elektroden sowie einem Pulsgenerator erfordert, um einen dauerhaften Senkungseffekt zu erreichen. Durch die Risiken bei einer entsprechenden Operation wird diese nur für Hypertoniker empfohlen, die in einem sehr gefährlichen Blutdruckbereich liegen und nicht auf andere Therapieformen ansprechen.